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Ästhetische Differenz: Die ästhetische Differenz bezeichnet das Moment, das am erfahrenen Kunstwerk auf die Weise der Gestaltung gerichtet ist und nicht den Gegenstand in seiner alltäglichen Verwendung in den Vordergrund stellt.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Hans-Georg Gadamer über Ästhetische Differenz>Ästhetische Differenz.Ein solches Bild ist kein Abbild, denn es stellt etwas dar, was ohne es sich nicht so darstellte. Es sagt über das Urbild etwas aus. Darstellung: Dass die Darstellung ein Bild und nicht das Urbild selbst ist, bedeutet nichts Negatives, keine bloße Minderung an Sein, sondern vielmehr eine autonome Wirklichkeit. So stellt sich die Beziehung des Bildes zum Urbild grundanders dar, als sie beim Abbild gilt. Es ist keine einseitige Beziehung mehr. Dass das Bild eine eigene Wirklichkeit hat, bedeutet nun umgekehrt fürdas Urbild, dass es in der Darstellung zur Darstellung kommt. Es stellt sich selbst darin dar. Sein des Bildes: Durch die Darstellung erfährt es gleichsam einen Zuwachs an Sein. Der Eigengehalt des Bildes ist ontologisch als Emanation des Urbildes bestimmt. Im Wesen der Emanation liegt, dass das Emanierte ein Überfluss ist. Das, von dem es ausfließt, wird dadurch nicht weniger. Der Seinswirklichkeit des Bildes liegt sonach das ontologische Verhältnis von Urbild und Abbild zugrunde. Doch kommt es gerade darauf an zu sehen, dass das platonische Begriffsverhältnis von Abbild und Urbild die Seinsvalenz dessen, was wir ein Bild nennen, nicht erschöpft. I 146[Diese] Seinsweise [kann man] nicht besser als durch einen sakralrechtlichen Begriff charakterisieren (…), nämlich durch den Begriff der Repräsentation. > – Lexikon der Argumente

I 90
Ästhetische Unterscheidung/Ästhetische Differenz/Gadamer: [Gadamer spricht von ästhetischer Unterscheidung, nicht von Differenz.] Was wir ein Kunstwerk nennen und ästhetisch erleben, beruht (...) auf einer Leistung der Abstraktion. Indem von allem abgesehen wird, worin ein Werk als seinem ursprünglichen Lebenszusammenhang wurzelt, von aller religiösen oder profanen Funktion, in der es stand und in der es seine Bedeutung besaß, wird es als das „reine Kunstwerk“ sichtbar. Die Abstraktion des ästhetischen Bewusstseins vollbringt insofern eine für es selbst positive Leistung. Sie lässt sehen und für sich sein, was das reine Kunstwerk ist. Ich nenne diese seine Leistung die „ästhetische Unterscheidung“.
>Abstraktion
, >Unterscheidungen, >Kunst, >Kunstwerke, >Ästhetik.
I 95
[Die ästhetische Unterscheidung] unterscheidet an [den Kunstwerken] das Ästhetische von den außerästhetischen Bezügen, in denen es steht, genau so, wie wir auch außerhalb der Erfahrung von Kunst davon sprechen können, dass jemand sich ästhetisch verhält. Dem Problem der Ästhetik wird also seine volle Weite wiedergegeben und die transzendentale Fragestellung wiederhergestellt, die durch den Standpunkt der Kunst und seine Scheidung von schönem Schein und rauher Wirklichkeit verlassen worden war. Das ästhetische Erlebnis ist indifferent dagegen, ob sein Gegenstand wirklich ist oder nicht, ob die Szene die Bühne oder das Leben ist.
92
Die „ästhetische Unterscheidung“ die es als ästhetisches Bewusstsein betätigt, schafft sich auch ein eigenes äußeres Dasein. Sie beweist ihre Produktivität, indem sie der Simultaneität ihre Stätten bereitet, die „Universalbibliothek“ im Bereiche der Literatur, das Museum, das stehende Theater, den Konzertsaal usw.
I 93
So verliert durch die „ästhetische Unterscheidung« das Werk seinen Ort und die Welt, zu der es gehört, indem es dem ästhetischen Bewusstsein zugehörig wird. Dem entspricht auf der anderen Seite, dass auch der Künstler seinen Ort in der Welt verliert.

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.

Gadamer I
Hans-Georg Gadamer
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik 7. durchgesehene Auflage Tübingen 1960/2010

Gadamer II
H. G. Gadamer
Die Aktualität des Schönen: Kunst als Spiel, Symbol und Fest Stuttgart 1977

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